Yunji nennt sich das chinesisches E-Commerce Unternehmen, welches dabei ist, eine weitere Erfolgsgeschichte im digitalen Handel zu schreiben.
Yunji wurde 2015 gegründet und ist im wesentlichen eine mitgliederbasierte Social E-Commerce-Plattform. Das Geschäftsmodell von Yunji ist sehr innovativ und lässt sich am besten mit dem S2B2C-Ansatz beschreiben.
Yunji ist eine geschickte Kombination von Elementen der sozialen Medien mit dem digitalen Handel, eine so genannte
Social E-Commerce-Plattform. Yunji bindet im Rahmen dieses Modells eine Reihe von Akteuren eng in das Geschäftsmodell und die Prozesse mit ein.
Yunji bezieht die auf der Plattform verkauften Produkte von den Lieferanten (S) und verkauft diese an die Microstore-Betreiber (B) auf der eigenen Plattform. Diese Microstore-Betreiber wiederum nutzen ihre Reichweite und Glaubwürdigkeit über soziale Medien, um diese Produkte vorwiegend an ihre sozialen Kontakte und gleichzeitig Nutzer (C) der Yunji-Plattform zu verkaufen.
Auf diese Weise sind alle Teile der vorhandenen Liefer-, Produktions- und Vertriebskette eng miteinander vernetzt und verbunden.
Mit seiner starken Beziehung zu den Lieferanten ist Yunji in der Lage, Produkte zu günstigen Konditionen zu beziehen. Das Sourcing erfolgt dabei teils von bekannten Marken, teils vonaufstrebenden Marken und teils direkt von Fabriken, wobei Yunji diese Produkte dann als Eigenmarken aufbaut und verkauft. Yunji nutzt das direkte Feedback der Käufer auf der Plattform für die Produktentwicklung von neuen und die Verbesserung von bestehenden Produkten. Die Gesamtauswahl der Produkte ist im Vergleich zu anderen Marktplätzen jedoch um einiges kleiner.
Die Microstore-Betreiber selbst zahlen eine Mitgliedsgebühr. Damit können sie einen Microstore auf der Younji-Plattform betreiben, erhalten diverse Schulungen und Zugang zu der Verkäuferapp.
Gleichzeitig können sie selbst die vorhandenen Produkte zu besseren Konditionen kaufen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Generierung von Provisionen für die Vermittlung von Verkäufen. Die Auszahlung der Provisionen erfolgt dabei in Form einer virtuellen Währung.
Die Käufer auf der Yunji-Plattform sind ebenso Mitglieder, müssen jedoch keine Mitgliedsgebühren bezahlen.
Das Geschäftsmodell von Yunji zeichnet somit eine sehr starke Verbindung und Verknüpfung von eigener Plattform, Lieferanten und Microstore-Betreiber aus. (eine detaillierte Analyse des Geschäftsmodells von Yunji gibt es hier).
Ein ähnliches Konzept wie Yunji verfolgt seit kurzem Alibaba.
Über die eigene C2C-Plattform Taobao versucht Alibaba mit Taoxiaopu ein ähnliches S2B2C- Geschäftsmodell im Bereich Social E-Commerce zu etablieren. Ein Schwerpunkt bei Taoxiaopu liegt dabei auf Funktionen wie Echtzeit-Feedback der Konsumenten. Dadurch sollen Marken, Produzenten, Händler und Konsumenten über eine datengesteuerte Supply-Chain-Plattform eng miteinander verbunden werden.
Ein weiteres spannendes Geschäftsmodell auf dem S2B2C-Ansatz ist TanGeChe von SouChe, einer chinesischen Automobil-Plattform mit diversen Projekten und Tätigkeiten im Automobil-Bereich.
TanGeChe basiert auf dem S2B2C-Ansatz und ist im Bereich des Auto-Leasing angesiedelt. Durch die tiefe Integration von Gebrauchtwagenhändler, sozialen Netzwerken, Auto-Leasing und SaaS-Software gelingt es, ein geniales Geschäftsmodell zu schaffen mit interessanten Vorteilen für alle Beteiligte:
– Senkung der Anschaffungs- und Lagerhaltungskosten
– Neue Einnahmequelle für Gebrauchtwagenhändler
– Konstantes Angebot an hochwertigen, neuwertigen Gebrauchtwagen
Eine fundierte und ausführliche Analyse des Geschäftsmodells von SouChe und TanGeChe durch die Harvard Business School gibt es hier.
Das Geschäftsmodell von TanGeChe unterscheidet sich dabei wesentlich von Auto1, dem B2B-Online-Marktplatz für Gebrauchtwagen.
Was aber unterscheidet S2B2C von B2C und B2B? Der wesentliche Unterscheid liegt in der tiefen Integration, Zusammenarbeit und Abhängigkeit der verschiedenen Akteure. Bei B2C beliefert der Händler direkt den Kunden. In einem S2B2C-Modell müssen der Lieferant vom Kleinsthändler (S) und der Kleinsthändler (B) im Zuge des Verkaufs und die die Belieferung an den Endkunden eng zusammenarbeiten. Sie stehen in einem Verhältnis, was auf der einen Seite eine hohe Abhängigkeit, auf der anderen Seite jedoch interessante Vorteile und Synergien mit sich bringt.
S2B2C ist vor allem in Branchen mit langen Verkaufsprozessen und kleinstrukturierten Akteuren auf der Verkaufsseite (beispielsweise Gebrauchtwagenhandel, Immobilienmakler) ein interessantes Konzept.