Angenommen, man hätte nur fünf Dollar und zwei Stunden zur Verfügung, um damit Geld zu verdienen. Was würde man tun?
Eine knifflige Aufgabe. Genau diese Frage stellen wir unseren Kunden jedoch häufig im Rahmen unserer Beratungstätigkeit.
Als Vorlage für diese Übung dient dabei ein Kurs von Tina Selig, einer Standford-Professorin mit Schwerpunkt Kreativität.
Während wir unsere Übung auf eine reines Gedankenexperiment beschränken, geht die ursprüngliche Übung von Frau Selig einen Schritt weiter und bringt dabei erstaunliche Ergebnisse zum Vorschein.
„Was würdest du tun, um Geld zu verdienen, wenn du nur fünf Dollar und zwei Stunden hättest?“
Das ist die Aufgabe, die Prof. Selig ihren Studenten an der Stanford University im Rahmen des Stanford Technology Ventures Programm gab.
Sie bildete dann 14 Teams und überreichte jedem Team einen Umschlag mit fünf Dollar. Anschießend konnten die Studenten unbegrenzt Zeit für die Planung verbringen. Wurde der Umschlag jedoch geöffnet, hatten die Studenten nur mehr zwei Stunden Zeit, um Geld verdienen.
Die Gruppen hatten dabei von Mittwoch nachmittag bis Sonntag Abend Zeit, den Auftrag zu erfüllen. Am Sonntagabend musste jedes Team eine Folie schicken und darin beschreiben, was es getan hat. Am Montagnachmittag hatte jedes Team dann drei Minuten Zeit, um das jeweiligen Projekt vor der Klasse vorzustellen.
Die Studenten sollten ermutigt werden, unternehmerisch zu denken, Chancen zu erkennen und Annahmen zu hinterfragen.
Viele der Ideen waren dabei nicht besonders kreativ. Beispielsweise ein Lotterielos kaufen, einen Autowasch- oder Limonadenstand zu eröffnen. Den Umschlag einmal geöffnet, blieb diesen Teams nicht mehr viel Zeit, die darin enthaltenen fünf Dollar zu vermehren.
Andere Gruppen dachten weiter und entwickelten einige sinnvolle Gedanken und Ideen.
Was taten aber die Teams, welche am meisten Geld verdienten? Die Teams, die das meisten Geld verdienten, verwendeten die 5 Dollar gar nicht, sondern änderten den Fokus. Sie erkannten, dass die Fokussierung auf die fünf Dollar zu kurz griff und versuchten, das Problem im Licht einer komplett anderen Sichtweise zu erkennen.
Viele Teams waren dabei sehr innovativ und erfinderisch.
Eine Gruppe erkannte das Problem der langen Schlangen in Restaurants speziell am Wochenende in vielen Universitätsstädten. Diese Gruppe buchte Reservierung in mehreren Restaurants im voraus und verkaufte diese dann an Kunden, welche gerne bereit sind, auf die Warteschlange zu verzichten. Diese Idee wurde weiter verfeinert, nachdem man erkannte, dass besonders die weiblichen Studenten im Verkauf der Reservierungen besser waren. So optimierte diese Gruppe den Ansatz. Die männlichen Studenten liefen in der Stadt herum und machten die Reservierung, während die weiblichen Studenten diese dann vor Ort verkauften.
Eine andere Gruppe stellte einen Stand vor einem Studentenheim auf und bot an, den Reifendruck von Fahrrädern kostenlos zu messen. Bei Bedarf wurde dann gegen einen Dollar Luft eingelassen. Obwohl dies in einer nahe gelegenen Werkstatt kostenlos möglich gewesen wäre, nutzten viele Studenten aus Bequemlichkeit oder Zeitdruck diese Möglichkeit.
Auch dieser Gruppe gelang es, diese Idee zu verfeinern, indem sie erkannten, dass freiwillige Spenden anstatt eines Fixbetrages erheblich gesteigert werden konnte .
Was aber taten die Gewinner?
Das Siegerteam verdiente 650 Dollar. Dieses Team stellte fest, dass nicht die 5 Dollar und die folgenden zwei Stunden das wertvolle Gut waren, sondern die drei Minuten Präsentationszeit am Montag. Sie beschlossen, diese drei Minuten an Unternehmen zu verkaufen, welche die Studenten der Klasse rekrutieren wollten. Das Team erstellte einen Werbespot mit einer Laufzeit von drei Minuten für das bestbietende Unternehmen und zeigte diesen im Rahmen der Präsentation den anderen Gruppen.
Ändere den Fokus
Das war brillant. Sie änderten komplett den Fokus und erkannten, dass die drei Minuten das wahre wertvolle Gut war.
Exkurs:
Lässt sich die Kreativität künstlich erhöhen?
Allan Snyder, Professor für Hirnforschung, zeigt in diesem Video wie durch künstliche Inaktivierung von Hirnarealen, in denen das logische Denken überwiegend stattfindet, die Kreativität einer Testperson deutlich gesteigert werden kann.
- Juli 2012: Wired: Unlock Your Inner Rain Man by Electrically Zapping Your Brain
- September 2008: YouTube: On creativity