KI und der Matthäus-Effekt im digitalen Marketing

Der Matthäus-Effekt im digitalen Marketing: Wie KI die Dominanz großer Marken verstärkt

Im digitalen Marketing tritt ein altbekanntes Prinzip immer deutlicher zutage: der Matthäus-Effekt. Der Begriff, geprägt nach einem biblischen Gleichnis, besagt sinngemäß: „Wer hat, dem wird gegeben.“ Übertragen auf die Welt des Marketings bedeutet dies, dass Marken, die bereits stark sind, zunehmend an Einfluss gewinnen, während kleinere, weniger bekannte Marken es immer schwerer haben, sich durchzusetzen.

KI-gestützte Automatisierung und der Matthäus-Effekt

Mit der fortschreitenden Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Marketing- und Werbeprozesse wird dieser Effekt noch weiter verstärkt. Warum? Ganz einfach: Die Automatisierung durch KI schafft zwar Effizienz, nimmt aber gleichzeitig Individualisierung und Kreativität im Wettbewerb heraus. Unternehmen setzen zunehmend auf dieselben Tools, Plattformen und Vermarkter, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu promoten. Das führt dazu, dass Differenzierung immer schwieriger wird.

Der Einfluss von KI-Assistenten auf das Nutzerverhalten

Hinzu kommt eine Veränderung im Nutzerverhalten, die durch KI-Assistenten getrieben wird. Während sich der Kunde früher die Zeit nahm, mehrere Suchergebnisse durchzuscrollen, um seine Entscheidung zu treffen, übernehmen nun KI-gesteuerte Assistenten und personalisierte Empfehlungsalgorithmen diese Aufgabe. Anstatt tief in die Ergebnisse abzutauchen, erhalten Nutzer zunehmend direkte Vorschläge für die führenden Marken.

Diese Entwicklung bedeutet, dass kleinere oder unbekannte Marken kaum noch die Möglichkeit haben, in den Fokus der Konsumenten zu rücken. Denn die Empfehlungen der KI-Assistenten basieren oft auf Popularität, Nutzerbewertungen und etablierten Beziehungen zu Plattformen. Und hier kommt der Matthäus-Effekt ins Spiel: Die starken Marken, die bereits an der Spitze stehen, werden von diesen Systemen bevorzugt und erhalten dadurch noch mehr Sichtbarkeit. Gleichzeitig wird es für neue oder aufstrebende Marken immer schwieriger, sich Gehör zu verschaffen und Marktanteile zu gewinnen.

Herausforderungen für unbekannte Marken

Kleine und weniger bekannte Marken haben mit der Dominanz großer Marken zu kämpfen. Selbst wenn sie innovative Produkte oder Dienstleistungen anbieten, fehlt ihnen oft das Budget oder die Reichweite, um mit den großen Playern mitzuhalten. KI-gesteuerte Systeme verstärken diese Ungleichheit, da sie auf bestehenden Daten und der Historie von Marken basieren. Es entsteht eine Art „Teufelskreis“: Starke Marken dominieren die Empfehlungen, was ihre Markenbekanntheit weiter erhöht, während kleinere Marken außen vor bleiben.

Gibt es Auswege aus diesem Dilemma?

Obwohl die KI-getriebene Automatisierung den Matthäus-Effekt verstärkt, gibt es dennoch Wege, wie auch kleinere Marken Erfolg haben können. Hier sind einige Strategien, die dabei helfen können:

  1. Nischenmarketing: Kleinere Marken sollten versuchen, spezifische Nischen anzusprechen, in denen große Marken möglicherweise weniger präsent sind. So können sie eine engagierte und loyale Kundschaft aufbauen, die nicht nur auf die großen Player achtet.
  2. Personalisierung und Kundenerfahrung: Während große Marken oft standardisierte Ansätze nutzen, können kleine Marken durch personalisierte und außergewöhnliche Kundenerlebnisse punkten. Dies kann zu starker Mundpropaganda und höherer Kundenzufriedenheit führen.
  3. Content-Marketing und Storytelling: Geschichten zu erzählen, die die Werte und Visionen einer Marke widerspiegeln, kann emotionale Bindungen schaffen, die nicht durch rein datengetriebene Empfehlungen der KI abgedeckt werden. Authentizität spielt hier eine entscheidende Rolle.
  4. Kreative Zusammenarbeit und Influencer-Marketing: Strategische Partnerschaften mit Micro-Influencern oder anderen Unternehmen können die Reichweite erhöhen und die Marke in spezifischen Kreisen sichtbar machen.