Nichtlineare Systeme – die Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager

Der folgende Ausschnitt stammt aus einem Vortrag von Prof. Dr. Peter Kruse im Deutschen Bundestag zum Thema „Internet und digitale Gesellschaft“ und gibt einen Einblick wie das Internet die Gesellschaft radikal verändert.

Derzeit findet eine radikale und fundamentale Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager statt, was alle Bereiche der Gesellschaft betrifft.

Professor Kruse sieht den Grund in der Systemarchitektur selbst. In den letzten Jahren wurde die Vernetzungsdichte in der Welt gravierend erhöht. Damit eingehend wurde durch das Web 2.0 die „Spontanaktivität“ in den Netzen extrem hochgefahren, was bedeutet, dass immer mehr Leute in einem hoch vernetzten System aktiv sind. Ein weiterer Faktor sind zunehmende „kreisende Erregungen im Netzwerke“ (Bsp. Retweet-Funktion von Twitter).

Das Aufeinandertreffen dieser drei Faktoren (hohe Vernetzungsdichte, hohe Spontanaktivität und kreisende Erregungen) hat die „Selbstaufschaukelung“ von Systemen zur Folge, was bedeutet, dass diese Systeme plötzlich mächtig werden, ohne dass man vorhersagen kann, wo das genau passiert.

Professor Kruse spricht dabei von „nichtlinearen Systemen“, welche mit herkömmlichen Instrumenten und Mustern nicht mehr vorhergesagt werden können. Nur über Empathie und das Gefühl für die Resonanzmuster der Gesellschaft können Entwicklungen, Trends noch einigermaßen antizipiert und vorhergesagt werden.